📚 Recommended Reading and Media Books: "Invisible Women: Data Bias in a World Designed for Men" by Caroline Criado Perez — highlights data gaps that affect women globally. Documentaries: "The Help" — a powerful narrative on domestic workers and their struggles. Podcasts: "WorkLife with Adam Grant" — discusses work environments and how to improve them.
Kein Stuhl, kein Fenster, kein Handyempfang. Ein Verschlag. Im Raum daneben lagerten verstaubte Koffer, mit Plastikfolie abgedeckte Autoreifen und anderes Gerümpel; durch die abgestandene Luft drang dumpf der Lärm des Autoverkehrs von Madrid.
Zuerst wollte Girón die Trennwand gar nicht dekorieren, sie würde sowieso bald weiterziehen. Sie blieb sieben Jahre.
»Ich kannte nichts anderes und dachte, das sei eben normal in Spanien für Hausangestellte wie mich.« Ihre Arbeit
»Ich kannte nichts anderes und dachte, das sei eben normal in Spanien für Hausangestellte wie mich.«
Frei hatte Girón am Wochenende, von Samstagabend bis Sonntagnachmittag. Arbeitszeit 70 Stunden pro Woche, mindestens, Monatslohn 500 Euro, Ferien: keine; eigenes Leben ausgeschlossen.
Usera, im Randbezirk von Madrid, fernab der Prachtstraßen und berühmten Parks der Hauptstadt Spaniens. Stattdessen führen laute Ausfallstraßen zu den Autobahnen, finden mit Glück Arbeiterfamilien und Migranten bezahlbare Wohnungen in den wuchtigen Apartmentblocks des Viertels.
Weil die Spanierinnen Karriere machen wollen – warum sollten sie nach langer Ausbildung oder teurem Studium als Hausfrau arbeiten? Und weil die Spanierinnen arbeiten müssen – noch immer hat das Land die Folgen der Covid-Krise nicht ganz überwunden, zudem reicht der Lohn nur eines Partners in großen Städten wie Barcelona oder Madrid zu selten zum Leben aus.
Sie wechselte die Windeln der Kinder als sie noch klein waren, spielte mit ihnen in den Parks, trocknete ihre Tränen, bügelte die Hemden des Mannes, bevor er hektisch zum nächsten Termin in seinem Unternehmen aufbrach, packte der Frau ihre Tasche für die Kanzlei. Aber als Giróns Mutter in Honduras starb, bat die Frau sie, nicht vor den kleinen Kindern zu weinen.
dass sie als Venezolanerin einen Flüchtlingsstatus und damit schnell eine Arbeitserlaubnis erhalten habe. Die Familie feiere ihren Geburtstag, man nenne sich mit den Vornamen statt dass Baptista Señor und Señora sagen müsse. Sie seien ihr dankbar. Und zahlen ihr 2300 Euro Lohn pro Monat. Viel Geld. Aber immer noch deutlich günstiger als ein Platz im Pflegeheim.
Manchmal habe sie einen Traum: »Alle Hausmädchen treten für einen Tag in den Streik.« Dann, sagt Girón, würde Spanien zusammenbrechen.